PRESSEECHO, PUBLIKUMSSTIMMEN UND FOTOS


HANNS ZISCHLER LIEST STEFAN ZWEIG

Lesung im O-Ton am 26. Februar 2012 im Büsing-Palais, Offenbach am Main

Sommernovellette (1911); Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers (1942)
Musik von Gustav Mahler, Max Reger und Richard Strauss, Olaf Joksch (Klavier), Carola Schlüter (Sopran)

 

PRESSEECHO


Offenbach-Post, 28. Februar 2012:

Texte aus einer versunkenen Welt

Zischler liest Zweig im Büsingpalais

Von Markus Terharn

Offenbach | Österreicher, Jude, Schriftsteller, Humanist, Pazifist: Stefan Zweig hat die Erschütterungen des 20. Jahrhunderts aus der Nähe erlebt. Einblick in Denken und Dichten des zu Lebzeiten (1881-1942) und bis heute höchst erfolgreichen Autors haben die Dienemann/Formstecher-Gesellschaft und das städtische Kulturbüro bei der Offenbacher Lesung im gut gefüllten Büsingpalais gewährt.

Dem Schauspieler Hanns Zischler nimmt das Publikum ab, dass er geistig durchdringt, was er liest. Zwei interessante Texte hat er einander gegenübergestellt. Die „Sommernovellette“ (1911) breitet ein scheinbar harmloses Urlaubsidyll vor dem großen Krieg aus. Zischlers angenehme Stimme schwelgt in der Schilderung norditalienischer Landschaft, in der erotische Spannung entsteht, als ein alternder Mann Liebesbriefe an ein reifendes Mädchen schickt – gewagtes Spiel mit zarten Gefühlen. Das plötzlich umschlägt, als Erzähler und Zuhörer darüber diskutieren, ob dies der Stoff zu einer Novelle wäre. Ein Bruch, den Zischler unangestrengt bewältigt.

Den wachen Zeitgenossen Zweig zeigen Auszüge aus der Autobiografie „Die Welt von Gestern“, vor dem Freitod als Abgesang auf das alte Europa geschrieben – ein lebhaftes Porträt des Judenstaat-Visionärs Theodor Herzl; ein erhellender Vergleich der Kriegsbegeisterung von 1914 mit der Pflichterfüllung von 1939; vor allem aber der erschütternde Bericht vom Tod der 84-jährigen Mutter kurz nach dem Einzug der Nazis in Wien, worauf der Sohn sie glücklich preist, „nicht länger unter solchen Menschen leben zu müssen“. Auch da trifft Zischler jeden Ton.

Diesem klugen literarischen Konzept entspricht die Auswahl der Musik.  Ausdrucksstark gestalten Sopranistin Carola Schlüter und Pianist Olaf Josch Max Regers Vertonung des Zweig-Gedichts „Ich wollte singen von früh bis spät“, ein Richard-Strauss-Stück auf Zweigs Libretto zur Oper „Die schweigsame Frau“ und zwei Rückert-Vertonungen Gustav Mahlers. Bei dem berühmten „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ erschließt sich der Bezug zum Gelesenen von selbst...

Fesselnder Leser: Schauspieler Zischler Foto: bg

Fesselnder Leser: Schauspieler Zischler Foto: bg

 

PUBLIKUMSSTIMMEN


Birgit Simon, Erste Beigeordnete des Regionalverbands Frankfurt/Rhein-Main:

„Der Abend war gut verbrachte Zeit. Hanns Zischler hat hervorragend vorgetragen. Wir hätten ihm noch gerne einen Moment länger zugehört. Die Texte von Stefan Zweig sind großartige Sprachkunstwerke. Auch meinem Sohn Max (24 Jahre) hat der Abend sehr gut gefallen. Musik und Texte passten gut zueinander. Der ganze Rahmen des Abends stimmte.“

Erik Lehmann, ehemaliger Offenbacher Stadtverordnetenvorsteher:

„Wie Hanns Zischler die Novelle und die Autobiographie von Stefan Zweig vorgetragen hat, war beeindruckend. Zischler hat eine intensive Ausstrahlung. Wir haben uns sehr gefreut, die Werke dieses fantastischen Menschen und Dichters zu hören. Die Mischung von Text und Musik hat überzeugt. Die Auswahl der Lieder war gelungen. Besonders gefreut habe ich mich über das Lied "Ich würde singen, von früh bis spät" aus der von Richard Strauss komponierten komischen Oper "Die schweigsame Frau" mit dem Libretto von Stefan Zweig. Das Lied erinnerte mich an meinen Vater, der 1925 als erster Bariton an der Staatsoper in München engagiert wurde und oft Werke von Strauss gesungen hat. Auch wenn die Interpretation von Carola Schlüter überzeugen konnte, ihre Artikulation ließ bedauerlicherweise zu wünschen übrig. Insgesamt war es für uns ein wunderschöner Hör- und Leseabend.“

Michael Beseler, Kämmerer der Stadt Offenbach:

„Das war ein toller, spannender Abend. Die Art des Vortrags von Hanns Zischler war eindrucksvoll. Ich weiß aber nicht, ob die Musik wirklich notwendig war.“

Waldemar Krug, Präsident des Fechtclubs Offenbach von 1863:

”Der Abend mit Hanns Zischler war ebenso wie die vorangegangene »Offenbacher Lesung« mit Luc Bondy faszinierend. Es machte Freude zuzuhören. Das Konzept der »Offenbacher Lesungen« ist hochinteressant. Die Leute, die als Vortragende eingeladen werden, sind prädestiniert, die Texte so vorzulesen, dass man sich in die Zeit hineinversetzen kann. Es ist doch eine Zeit, die für jeden Deutschen von Interesse sein sollte. Die Textauswahl am Sonntagabend war sehr gelungen. Ich wünsche mir, dass noch mehr Offenbacher diese Lesungen besuchen.“

Prof. Dr. Andreas Goldschmidt, Gesundheitsökonom und Medizininformatiker, Offenbach/Trier:

„Stefan Zweig gehörte bisher nicht zu meinen bevorzugten Autoren. Aber die Lesung hat mich beeindruckt. Die ,Sommernovellette' ist ein wenig gemein, aber sicherlich realistisch, was die Schilderung der Leute betrifft, die am Comer See zur Sommerfrische sind. Die Schwächen des Erzählers, sein Voyeurismus werden offenbar. Am Ende wird er durch seinen Gesprächspartner bitterböse bestraft. Das ist eine starke Erzählung. Noch nachhaltiger war für mich der zweite Teil der Lesung, in der Hanns Zischler Fragmente aus der Autobiographie von Stefan Zweig vortrug. Wenn man hört, was Zweig über den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland schreibt, nimmt das einen mit. Ich brauche danach Zeit und Luft, um in der Gegenwart geerdet zu werden. Auch wenn ich diese Jahre nicht miterlebt habe, muss ich irgendwie damit klarkommen. Dass Stefan Zweig den Schluss gezogen hat, aus dem Leben zu scheiden, macht mich sehr betroffen.
Hanns Zischler hat mich als Sprecher an diesem Abend sehr beeindruckt. Ich bin von klein auf daran gewöhnt, vorgelesen zu bekommen. Aber wie Zischler liest, das ist für mich nahezu einzigartig. Er hat eine wunderschöne sonore Stimme, der man lange zuhören kann. Als er am Ende etwas ins Straucheln kam, spürte man, welche Emotionen Zweig in ihm hervorgerufen hat."

Karl-Michael Stöppler, Journalist:

„Großartig. Gute Stimme. Hanns Zischler hat einen schwierigen Text hörbar vorgetragen. Sehr beeindruckend. Hat uns sehr gut gefallen, auch dem Nachwuchs.“

Karl-Heinz Döbert, Marketingmanager:

„War eine klasse Veranstaltung am Sonntag. Vorleser − sehr gut, wurde sogar nach der Pause noch besser. Und Zweig ist eh ein Geschenk.“

 

FOTOS


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Alle Fotos von Brigitte Pfeiffer, Fotostudio Pfeiffer © Max Dienemann/Salomon Formstecher Gesellschaft e.V.