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Max Dienemann
Max Dienemann,
einer der führenden liberalen Rabbiner Deutschlands im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, wurde am 27. September 1875 in Krotoschin, Provinz Posen, geboren. Nach dem Besuch der jüdischen Volksschule und des Gymnasiums studierte er in Breslau orientalische Philologie und promovierte 1898. Eine rege Publikationstätigkeit wies Dienemann in den folgenden anderthalb Jahrzehnten als einen Rabbiner aus, der, in der Tradition wurzelnd, sich den Fragen der Zeit zuwandte.

Die Israelitische Gemeinde Offenbach berief Dienemann 1919 zum Gemeinderabbiner, eine Berufung, der er den Vorzug vor Angeboten aus Berlin und Stuttgart gab. Dienemann, der sich vorrangig als Lehrer seiner Gemeinde verstand, wirkte sowohl durch seine in zahlreichen jüdischen Zeitungen veröffentlichten Predigten und Auslegungen der Hebräischen Bibel, der Thora, als auch durch seine vielen Vorträge, die er in ganz Deutschland hielt. Rabbiner Dienemann, ein "deutscher Patriot", wandte sich frühzeitig gegen Nationalismus wie Rassismus, warnte die jüdische Gemeinschaft vor einer Assimilation und warb für den Zionismus. Jenseits der gegensätzlichen Strömungen im Judentum beharrte er auf einer die Einheit des Judentums wahrenden Autorität der Überlieferung, die all jene Kräfte verband, die das jüdische Volk von Anbeginn geistig und psychisch prägten. Gegen die rationalistische Religionsauffassung des im 19. Jahrhundert entstandenen Reformjudentums suchte Rabbiner Dienemann Gemeinschaft und Kultus der Juden neu zu begründen, um dem Einzelnen ein jüdisches Leben inmitten einer säkularen, doch christlich grundierten Gesellschaft zu ermöglichen. Als traditionsbewußter Erneuerer jüdischer Frömmigkeit fand Rabbiner Dienemann nicht zuletzt Anerkennung durch seine umstrittene, gleichwohl nicht in Frage gestellte Ordination von Regina Jonas 1935 als erster Frau im Judentum zur Rabbinerin. Gemeinsam mit Leo Baeck lenkte er die Geschicke des Allgemeinen Rabbinerverbands Deutschland, in dem orthodoxe und liberale Rabbiner vereint waren.

Zweimal wurde Rabbiner Dienemann während der NS-Diktatur in ein Konzentrationslager deportiert, 1933 ins KZ Osthofen, im November 1938 nach Buchenwald. Die Gestapo erzwang schließlich nach diesem Pogrom die Emigration. Mit seiner Familie reiste Rabbiner Dienemann zunächst nach London, von wo aus er versuchte, den in Offenbach verbliebenen Gemeindemitgliedern zu helfen. Im März 1939 kam Rabbiner Dienemann nach Palästina. Dort starb er am 10. April in Tel Aviv.


Salomon Formstecher
Salomon Formstecher
gilt einem Wort des Religionswissenschaftlers Schalom Ben-Chorin zufolge als einer der "Väter der Reform", die im 19. Jahrhundert die jüdische Gemeinschaft völlig umgestaltet, sie radikal geistig und seelisch erschüttert habe. Geboren wurde Formstecher am 26. Juli 1808 in Offenbach, wo er die Lateinschule besuchte. Nach dem Studium der Theologie, Philologie, Philosophie und Naturwissenschaften promovierte er 1831 in Gießen.

In der bereits früh der Reformbewegung zugewandten Israelitischen Gemeinde seiner Heimatstadt erhielt er die Erlaubnis, in der Synagoge zu predigen. 12 Jahre wirkte Formstecher als Prediger und Religionslehrer, bevor er 1842 zum Gemeinderabbiner bestellt wurde. Ein Jahr zuvor veröffentlichte er "Die Religion des Geistes", die erste philosophische Grundlegung der Reformbewegung. Die Arbeit entstand in der Auseinandersetzung mit dem Werk des Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und begründete das Judentum als eine Religion, die dem Ideal des ethischen Monotheismus folge und die nach Annahme dieses Ideals durch die Menschheit einer besonderen Lebensweise nicht mehr bedürfe. Als "aktiver Vorkämpfer der jüdischen Reformbewegung" (Schalom Ben-Chorin) suchte Rabbiner Formstecher in zahlreichen Schriften und durch die praktische Umformung des Gemeindelebens, die Ziele der Reformer zu popularisieren. Gleich seinen Zeitgenossen blieb Rabbiner Formstecher jedoch dem damals verbreiteten "Kultur-Optimismus" und in der Beschränkung auf eine Reform des jüdischen Kultus befangen. Für seine Verdienste zeichnete Großherzog Ludwig IV. Rabbiner Formstecher 1882 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Ordens Philipps des Großmütigen aus. Die Stadt Offenbach verlieh Rabbiner Formstecher als erstem Juden die Ehrenbürgerwürde. Rabbiner Formstecher starb am 24. April 1889.


© Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft e. V.